Boulder

Stefan Manuel Neis

Hier auf dieser Seite befinden sich die ausführlichen Beiträge. Zurück auf die Hauptseite gelangt man entweder am Ende der Seite oder durch Klick auf den Button rechts.

Fenster und Rakete gesucht

Die fünfwöchige Durststrecke ist vorüber! Die zehn Telekommunikations-Vorlesungen (per Videokonferenz) des Professors aus Laguna Beach, Kalifornien, sind vorbei. Da der allergrößte Teil der Hörer Raumfahrtingenieure sind...war es lang und zäh. Eine kleine Anekdote hierzu: Damit der Professor uns sehen konnte, wurde eine kleine Webcam im Vorlesungsraum installiert. Nach zwei Vorlesungen schließlich saßen alle an den äußersten Rändern des Raums, um nicht im Blickfeld der Kamera zu sitzen und somit "ungestört" andere, interessantere, Sachen, Hausaufgaben oder ähnliches, zu erledigen...

Ab heute nun geht es nun in das dritte Drittel der Vorlesungen. In Commercial Spaceflight Operations kommen nun nur noch Gastprofessoren bzw. Vertreter der Industrie, das wird sicher spannend werden.

Im zweiten Fach, Space Habitat Design, war am Dienstag die zweite und letzte Klausur. Damit sind die Inhalte der Vorlesung fast durch, jetzt liegt der Fokus auf den Gruppenprojekten. Und da sind wir fleißig dabei - nächsten Donnerstag ist "PDR: Product Design Review" mit einer Präsentation. Bis dahin gibt es noch einiges zu bearbeiten. Die letzten Tage waren wir beschäftigt, auf Grundlage der Missionsanforderungen (zur Erinnerung: zwei Menschen, Mann und Frau, auf eine 500tägige Mission zum Mars schicken, einmal um den Mars kreisen und dann zurück zur Erde) sowohl die Mission an sich zu planen, als auch das "Concept of Operations" zu erstellen (gibt einen Überblick, was, wann, von wem und warum zu tun ist bzw. getan wird, also sozusagen ein "Tagesablauf" der Crew) sowie darauf basierend drei verschiedene Konzepte für das jeweilige Untersystem zu entwickeln. Daraufhin werden wir in den nächsten Tagen ein Konzept auswählen, was in den nächsten Wochen bis Weihnachten detailliert ausgearbeitet wird.

Nun zu dem was fehlt: Fenster! Unser (aufblasbares) Raumschiff hat noch keine Fenster, und zum Mars zu fliegen ohne ihn sehen zu können, ist sinnlos. Das Problem ist: aufblasbare Raumschiffe sind kaum ein Problem, aber Fenster darin, die dem Druck aushalten, die nicht durch umherfliegende Atome / Moleküle verkratzt werden, die vor allem keine kosmische Strahlung durchlassen - sowas gibts noch nicht wirklich...

Und, Problem zwei: eine Rakete, die das ganze in den Weltraum auf eine Umlaufbahn zum Mars bringt - Fehlanzeige. Um Kosten zu sparen, würden wir gerne alles auf einmal starten, und nicht mehrere Raketen nacheinander nutzen zu müssen. Nur - wir sind mittlerweile bei gut 20t Nutzlast. Die stärkste Rakete, die gerade gebaut wird, schafft 53t in eine niedrige Umlaufbahn. Das reicht aber bei weitem nicht, in eine Marsumlaufbahn schafft sie knapp 10t. Wir brauchen das doppelte.

Also - wer Ideen hat, für eine leistungsstarke Rakete oder strahlensichere, faltbare und haltbare Fenster....

------

Am Wochenende ist nach wochenlanger Reise per Schiff endlich ein Päckchen aus Australien gekommen: Das Buch von Richard de Crespigny, dem Piloten von Qantas Flug 32, dem vor fast genau 3 Jahren kurz nach dem Start in Singapur ein Triebwerk seines A380 um die Ohren geflogen ist - der erste große Zwischenfall eines A380. Bislang liest es sich hochspannend und ist eine großartige Ergänzung und Fortführung zum Studium der letzten Semester in Darmstadt im Bereich Human Factors in der Luftfahrt und der Sicherheit von Avioniksystemen.

-------

Vor drei Tagen 0 Grad, gestern 20 Grad, morgen wieder 0 Grad - das Wetter kann sich nicht entscheiden. Und ich mich nicht, ob dicke Jacke mit Mütze und Handschuhen oder ob kurze Hose und Tshirt.

-------

Noch drei Wochen Vorlesungen, zwischendrin eine Woche Ferien und vor Weihnachten eine "Prüfungswoche" mit zwei Präsentationen und der Abgabe von dann hoffentlich fertigen Ausarbeitungen und dem Paper.