Boulder

Stefan Manuel Neis

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Aspen

Am Wochenende bin ich - trotz miesen Wetteraussichten - noch südwestlicher unterwegs gewesen als erst letztes Wochenende. An Breckenridge vorbei, über den Independence Pass (knapp 12150 Fuß - 3700m) rüber nach Aspen. Aspen...die reichste Stadt der Vereinigten Staaten, eine der reichsten Städte der Welt - und wer was auf sich hält, der hat hier ein Häusschen. Zumindest, um im Winter Skifahren zu können. Denn das macht man hier im Winter, wie alleine schon die Liste der Partnerstädte verrät: Garmisch-Patenkirchen, Davos, Chamonix, ...

Beim letzten Dinner mit den internationalen Studenten traf ich einen Kommiliton aus Korea, er war letzte Woche in Aspen. Und er sagte, wenn Aspen, dann jetzt. Denn der Herbst geht und der Winter kommt, und damit gehen auch die bunten Blätter an den Bäumen, den Espen (=Aspen), weswegen Aspen so berühmt ist.

Also, aufgrund der Entfernung, dreieinhalb Stunden Autofahrt von Boulder, mit Übernachtung, kurzfristig habe ich was günstiges bekommen. Sonntag früh bin ich dann los... mit schlechten Wetteraussichten (Regen und Schnee und kalt) und dem immer noch andauernden "government shutdown" im Nacken. Bei Aspen gibt es DAS Postkartenmotiv von Colorado zu bestaunen, die Maroon Bells. Dank des shutdowns ist die Straße dorthin aber gesperrt. Und 6 Meilen einfach von der Absperrung zum See zu laufen, ist doch ein bisschen zu viel. Naja.

Der erste Weg geht aber auf den Independence Pass. Dort oben liegt, na klar, Schnee. Auf der anderen Seite, ein geplanter Stopp. Kleine Wanderung zu einem versteckten See. Stopp - government shutdown. Der eine Weg ist gesperrt, der andere auch. Der eine wegen shutdown, der andere wegen Reparatur. Mist.

Plan B. Kleine Wanderung entlang des Roaring Fork Rivers. Und dann auch endlich die ersten bunten Bäume. Sieht gut aus!

Da die Wanderung ausgefallen ist, entscheide ich mich, zur Ashcroft Ghost Town zu fahren, 11 Meilen außerhalb Aspens. Naja. Lohnt sich nur wegen der Bäume entlang des Wegs, ansonsten ist die verlassene "Stadt" nichts besonderes. Der Silver Boom hat Ende des 19. Jahrhunderts hier erst die Leute angelockt, aber so schnell wie sie kamen, gingen sie auch wieder...

Dann: Aspen Downtown. Es ist nichts los, absolut gar nichts. Die Saison hat noch nicht angefangen. Die Luxusgeschäfte, Prada, Gucci, und wie sie alle heißen, zu. Ich gönne mir was warmes. 25 Dollar für ein halbes Hähnchen - bei Durchschnittshäuserpreisen von 1,5 Millionen Dollar wohl "angemessen"... Vorher spaziere ich auf Empfehlung den River in Aspen entlang und mache Station am John Denver Sanctuary, der hier den Großteil seines Lebens verbracht hat.

Ich erfahre, dass die Absperrung zu den Maroon Bells verlegt worden ist, jetzt sinds nur noch 2 Meilen bis zum See zu Fuß. Das hört sich doch machbar an. Also Plan für morgen: Maroon Bells. Es schneit - gute Nacht!

Montag morgen. Als erstes: Flug buchen. Anja kommt mich im März wieder besuchen, und Icelandair-sei-Dank auch einigermaßen günstig. Dann, auf gehts! Auto freischaufeln. Der Morgen in Aspen ist wunderschön. Der Schnee, die weißbedeckten bunten Bäume...schön!

Maroon Bells. Als ich ankomme, treffe ich einen Japaner, der seit Jahren in Fort Collins lebt. Er ist das 10. Mal bei den Maroon Bells, er ist so begeistert, dass er immer wieder kommt. Zum Fotografieren... es stellt sich heraus, dass die Absperrung erneut verlegt worden ist. Jetzt sind es nur noch 150 Meter bis zum See zu Fuß. Irre. Ich bin begeistert. Das Wetter, naja, immerhin regnet es nicht, aber es ist sehr bedeckt, die Wolken hängen tief und es schneit. Kaum eine Chance die Berge hinter dem See zu sehen.

 Ich setze das in die Tat um, was ich eigentlich vor hatte...die Wanderung zum Crater Lake. Super schön. Ein bisschen Pfadfinderqualitäten sind gefragt, den Weg im Tiefschnee zu finden. Ein paar alte Fußspuren weisen aber ungefähr die Richtung. Und oben angekommen, am Lake: wieder wunderwunderschön. Nur schneit es jetzt heftig. Hier müsste man nochmal herkommen, wenn die Sonne scheint und es klar ist, das muss eine Aussicht sein!

Auf dem Rückweg begegnen mir zwei Paare, beide sind meinen Fußspuren gefolgt. Das ist gut für mich, denn so ist der Rückweg einigermaßen a) markiert und b) ausgetreten, und keine Tiefschneeangelegenheit mehr. Unten am Maroon Lake angekommen, jetzt ist das Wetter noch schlechter, man kann nicht weit sehen und es schneit und schneit und schneit... Dafür sind eben auch nicht viele Touristen da...und es hat sich trotzdem gelohnt.

Übrigens. Auf der Herfahrt zum Maroon Lake habe ich ein Moose gesehen. Stand direkt an der Straße. Wie ich das bemerkte - naja, der Japaner aus Fort Collins war mit seinem Auto ein paar Minuten vorher da und stand, parkend, auf der Gegenfahrbahn mitten in einer Kurve. Ich sah nur ein riesiges Objektiv dahinter. Bremsen, anhalten, Moose sehen, Fotografieren. Ich glaube, beim Wegfahren habe ich es etwas erschreckt, es gallopierte neben mir her...

Auf dem Rückweg sah ich ein zweites, allerdings ganz weit weg und es war auch schneller im Wald verschwunden, wie ich zwei Fotos machen konnte. Ansonsten, heute zwei Moose, Eichhörnchen, zwei Rehe, zwei Lamas, zwei Ziegen, viele Pferde und Ochsen gesehen. Zwei Lamas, ja da war eine "Ranch" unterwegs...

Es schneite weiter, und ich war nicht so ganz sicher, wie sich die Sachlage auf dem Independence Pass darstellte. Entschied mich dann aber doch dafür und gegen den Umweg über Glenwood Springs. Auf 3000m Höhe versagte dann der Scheibenwischer, ließ sich aber Gott-sei-Dank schnell reparieren. Oben war es sehr kalt und sehr windig, die Straße war aber fast frei... Größere Probleme hatte ich dann erst viel später auf dem Interstate 70 eine Stunde vor Denver. Sichtweite Null, gefrierende Nässe, ... (gut - auch da muss man über einen Pass, und auch der ist 11000 Fuß hoch..). Alles in allem - ich bin wieder in Boulder, nach zwei schönen Tagen und zwei langen Autofahrten!