Stefan Manuel Neis

Mein Wecker klingelt früh. Um kurz vor sieben morgens fange ich an - um sieben ist die erste Telefonkonferenz mit den Niederlassungen in Deutschland (Neu-Isenburg) und Danzig (Polen). Die meisten Projektteams sind verteilt auf Denver und Neu-Isenburg, während in Polen die Entwickler sitzen. Und so gibts jeden Morgen die Telefonkonferenz, damit jeder auf dem aktuellen Stand ist. Für mein Projekt sind wir zu zweit hier in Denver, zwei in Neu-Isenburg, vier in Danzig sowie ein externer in Stockholm.

Für das Projekt werde ich wohl die Hälfte meiner 40 Stunden pro Woche investieren können, die andere Hälfte verwende ich für ein "unabhängiges" Projekt, das im Laufe der nächsten Woche Gestalt annimmt. Wir sind derzeit drei Praktikanten, übernächste Woche kommt noch ein vierter dazu, und zusammen werden wir ein eigenes Projekt bearbeiten. Wenn alles klappt werden wir da direkt mit Boeing zusammenarbeiten können, Cockpitinterfaces. Mal sehen, ob das klappt, denn keiner von uns hat logischerweise ein Boeing-Freigabe - was es unmöglich macht, direkt von Boeing Infos und Daten zu erhalten. Aber vielleicht klappt es trotzdem irgendwie, schließlich haben die Jeppesen-Kollegen alle auch einen Boeing-Ausweis.

Derzeit bin ich meist bis gegen 5 im Büro, und da wir keine Überstunden machen dürfen, bleiben dann für Freitag nur noch zwei, drei Stunden übrig... langes Wochenende!

Ansonsten bleibt nach der ersten Woche nur zu sagen: Jeppesen arbeitet an der Zukunft, und das "Market & Solutions Research"-Team (MSR) arbeitet an großartigen Visionen und Demonstrationen für die Luftfahrt der Zukunft! Dazu sei vielleicht erwähnt, dass MSR keine Produkte entwickelt, ja nicht einmal Prototypen, sondern Ideen aufgreift und diese weiterentwickelt. Am Ende eines Projekts steht dann meistens ein "Demonstrator", sei es Hard- oder Software (meist eine App derzeit), um grundsätzliche Umsetzung, Einsatz oder Funktionsweise zu demonstrieren - oder auch zu zeigen, dass sich diese oder jene Idee nicht einfach um- oder einsetzen lässt. Es kann auch vorkommen, dass Demonstratoren später tatsächlich zu Produkten werden - und wenn, dann sind sie Verkaufsschlager.

Die Projekte dauern maximal 4 Monate, und was in diesen vier Monaten rauskommt, das kann sich definitiv sehen lassen. Die Arbeitsatmosphäre ist locker, aber es wird hart gearbeitet. Und mit den Innovationen und der Arbeitsgeschwindigkeit mischt das MSR-Team nicht nur Jeppesen kräftig auf - auch Boeing wird kräftig aufgemischt. Und dazu trägt natürlich auch die kleine Anzahl an "Researchern" bei - hier in Denver sind es nur ca. 15 Leute verschiedenster Hintergründe (Grafik-Designer, Marketing, alle möglichen Ingenieurwissenschaften, Human Factors, etc.). Das macht es so spannend, und mit meinen Maschinenbau-Hintergrund, und den Vertiefungsrichtungen Luftfahrt und Human Factors passt das ideal zusammen!

Verständlicherweise werde ich in Zukunft wohl weniger über das Inhaltliche schreiben, auch wenn ich es gerne würde, denn ich bin begeistert...!

Gott-sei-Dank wohne ich nicht in Downtown Denver, aber an eine andere Sache muss ich mich dennoch gewöhnen: Ich wohne in der Einflugschneise des zweitgrößten Business-Flughafen der USA (Centennial Airport, der direkt neben Jeppesen liegt - bzw. umgekehrt). Pünktlich morgens um 6 donnern die ersten 60-Millionen-Luxusjets über die Gegend. Aber gut - da bin ich eh schon wach!

Anbei ein paar Bilder, zuerst noch ein Nachtrag aus Boulder vom "Abschluss-Picknick" mit den Aerospace-Studenten, Professoren und Astronauten und dann Bilder von heute, vom Cherry Creek State Park, der hier "direkt um die Ecke" ist, ein riesiger Park inmitten von Denver.