Boulder

Stefan Manuel Neis

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Going to the Sun

Wie gestern berichtet, nun also zwei Tage Natur. Von Seattle ging es per Flugzeug zunächst nach Portland, Oregon, mit Vorbeiflug am 2549m hohen Mount St. Helens, ein aktiver Vulkan (selber Ausbruchstyp übrigens wie der Vesuv oder der Yellowstone Vulkan). In Portland Flugzeug wechseln und von da dann Flug nach Kalispell, Montana. 20.000 Einwohner. Aber trotzdem einen internationalen Flughafen, denn: Kalispell liegt nicht weit vom Glacier Nationalpark. Und das war auch mein Ziel. Als einer von jährlich mehr als zwei Millionen Touristen.

Weil mir nur anderthalb Tage zur Verfügung standen (den ganzen Mittwoch sowie den Donnerstag vormittag), konnte ich nur die Hauptattraktionen besichtigen, und musste große Teile des Nationalparks für einen späteren Besuch aufheben. Weil ich gelesen hatte, dass man bitte vor 10 Uhr im Park sein soll, um noch einen Parkplatz zu kriegen, bin ich also am Mittwoch früh los. Von Kalispell ca. eine Dreiviertelstunde bis zum Parkeingang (West Glacier), und von dort nochmal gut anderthalb Stunden zum Logan Pass, entlang der "Going-to-the-Sun-Road". Ein Mitpraktikant schwärmte vom Glacier Park und meinte bezüglich der Going-to-the-Sun-Road im Vorfeld zu mir: eine typisch europäische Straße, viel enger als nötig und sinnvoll wäre. Aha. Die Amis. Man könnte den Satz ja auch mal umdrehen (die Autos hier sind zu breit für die Straße!)...

Warum die Straße heißt wie sie heißt wird schnell klar. Weil sie immer bergauf, entlang der Berge direkt in die Sonne führt...Wunderschön. Und tatsächlich an manchen Stellen eben europäisch eng. Die Blicke ins Tal - fantastisch. Und immer entlang von Seen oder Flüsschen, die mit Gletscherwasser gespeist sind und von daher kristallklar sind. Wow!

Am Logan Pass (der höchste Punkt der Going-to-the-Sun-Road, 2026m) angekommen gehts auf eine "kleine" Wanderung. 1,5 Meilen sind es bis zum Hidden Lake Overlook. Unterwegs treffe ich die ersten Bergziegen... am Overlook angekommen entscheide ich mich, zum Hidden Lake runterzusteigen, ca. 750 Höhenfuß und weitere 1,5 Meilen. Anstrengend, nicht nur wegen dem Höhenunterschied, sondern auch weil die Sonne anfängt, einzuheizen. Aber definitiv lohnenswert. Unterwegs noch mehr Ziegen und Murmeltiere! Und er See - blaugrün, kristallklar, und kalt wie flüssiges Eis.

Gut, dass ich Sonnencreme dabei habe. Ich werde aber erst am Ende des Tages die Stellen entdecken, die ich nicht eingecremt hatte, dank rötlicher Färbung... Füße und Beine erfreuen sich nach drei Meilen einem Bad im See, es ist aber so kalt, dass ich es nicht lange aushalte. Vor dem Wiederaufstieg zum Logan Pass noch ein kleiner Abstecher entlang des Flüsschens, der hier aus dem See ins Tal fließt. Wunderschön. Und dann also auf nach oben. In der Mittagssonne.

So stehen am Ende des Tages 6,2 Meilen und gut 1600 Höhenfuß im Buche! Zurück am Logan Pass Mittagessen und Mittagsschlächen. Es ist die Hölle los. Jeder versucht einen Parkplatz zu ergattern. Gefühlte hundert Mal muss ich sagen, nein, ich fahre noch nicht weg!

Weil es dieses Mal sehr viele Bilder geworden sind, kommt jetzt hier der erste Teil der Bilder, und weiter unten der zweite Teil!

Vom Logan Pass fahre ich die Going-to-the-Sun-Road anschließend weiter nach Osten, wieder runter ins Tal. Richtung Osteingang des Parks und St. Mary Lake. Leider ist dort Baustelle, und daher meilenlang nur Schotterpiste. Staub und Dreck. Mein armes weißes Auto.

Ich halte mehrfach unterwegs an. An Aussichtspunkten auf Gletscher, auf die Berge, ins Tal, auf Wasserfälle, und und und. An einem dieser Punkte kommt mir das Verhalten der Touristen verdächtig vor. Anhalten, aussteigen, gucken. Ich seh nix. Also erstmal Gletscher gucken. Dann stellt sich heraus: ein kleines Mädchen (!) will beim Vorbeifahren (!) im Rückspiegel (!) eine Bären (!) gesehen haben. Na, ob das mal stimmt. Ich habe Zeit und kann warten. Aber ich sehe nichts, und keiner sieht etwas. Mhm. Man hört es aber knacken, drüben im Gebüsch auf der anderen Straßenseite. Da! ruft es. Ich sehe immer noch nichts. Ich höre es aber!

Und tatsächlich! Ein Bär! Ein kleiner sogar! Ich weiß noch immer nicht, ob Schwarzbär oder Grizzlybär. Ist aber auch egal, hauptsache Bär. Auf der anderen Straßenseite im Gebüsch, vielleicht 15m entfernt. Er nimmt nicht wirklich Notiz von uns, aber die Kameras klicken. Meine auch. Dann kommen Autos und brettern an uns vorbei, Mensch! Den Bären kümmerts nicht. Er ist weiter auf Futtersuche. Mein Herz schlägt schnell. Wer weiß, ob nicht Mama Bär auch in der Nähe ist? Dann könnte es hier ungemütlich werden. Ich bleibe also am Auto, jederzeit einstiegsbereit. Die anderen Touristen und besonders die Kinder sind deutlich weniger vorsichtig.

Als ich dann endlich weiter fahre, höre ich noch, wie das eine Kind zur Mama sagt: fast wie ein Kuschelbär!

Nächstes Ziel ist der St. Marys Lake. Bis ich da bin, ist die Uhrzeit schon weiter fortgeschritten, auch dank Ampel, weil die Strecke teilweise nur einspurig befahrbar ist. Ich bleibe also nicht lange, drehe wieder rum, vorbei am Logan Pass und der Weeping Wall (Wasserfälle am Felsen direkt an der Straße - tut meinem beschmutzen Auto ganz gut!) zurück nach Kalispell. Für heute bin ich erledigt - aber glücklich!

Donnerstag morgen. Wieder in den Park. Diesmal nicht ganz so weit, schon 20min nach dem Eingang mache ich Halt. Heute ein Trail zum Avalanche Lake. 2,5 Meilen einfach. Nur 500 Höhenfuß, ein Kinderspiel im Vergleich zu gestern. Allerdings: es nieselt. Heute nicht so gutes Wetter. Hat aber auch seinen Vorteil, denn dann brennt die Sonne nicht. Und es ist trotzdem recht warm, so dass ich bei 24 Grad schnell ins Schwitzen komme. Aber auch diese Wanderung ist fantastisch. Auch wenn ich außer einer Ente heute kein Tier mehr sehe.

Der Avalanche Lake - wieder glasklar und arschkalt. Ich klettere und wandere ein Stück weiter um den See rum. Und dann ist es langsam schon wieder Zeit für den Rückweg. Ein bisschen Waschen im See tut gut!

Da es bergab geht, brauche ich nur eine Dreiviertelstunde für den Rückweg. Die Sonne scheint mittlerweile auch wieder. Auf dem Rückweg zum Flughafen in Kalispell mache ich noch öfters Halt unterwegs. Zum Beispiel an einem Aussichtspunkt am Fluss. Dort versammeln sich die Wagemutigen, und springen von den Felsen in den türkisblauen kristallklaren und hier tiefen Fluss. Uah! Kalt! Ich bereue aber, keine Badehose dabei zu haben, denn da im Fluss zu baden, das belebt definitiv!

Na und dann: United Airlines. Ok, zugegeben, dieses Mal können sie wirklich nichts dafür. Wegen Unwetter ist der Flughafen in Denver geschlossen und wir haben also Startverbot in Kalispell. Wir dürfen wieder aussteigen, nachdem alles saß und angeschnallt war. Aber was soll ich im "Terminal" von Kalispell. Ich bleibe sitzen und frage später den Piloten, ob ich ein Foto machen darf. Darf ich nicht. Aber er lädt mich ein, mitzukommen, und erklärt mit das Cockpit. Sehr nett. Ich habe viele Fragen (naturgemäß).

Irgendwann heißt es dann, wir dürfen starten. Und dann gehts schnell. Innerhalb von nur 5 Minuten sind alle Passagiere im Terminal eingesammelt, eingestiegen und angeschnallt! Es kann losgehen! Das wars - mit dem Urlaub!

 

Nun folgen noch einige Videos: